Unsere Zeit, sagt man, ist eine Zeit der Einsamkeit und der Bindungslosigkeit.
Beziehungen binden uns an andere Menschen, lassen uns Nähe leben und setzen uns zugleich Grenzen.
Wer viel Freiheit für sich selbst beansprucht, setzt Beziehungen aufs Spiel.
Liebe und Rücksicht sind Geschwister.
Einsamkeit ist keine unbekannte Erscheinung, Unverständnis ist kein modernes Phänomen.
Was sind wir bereit, für unsere Beziehungen zu opfern oder einsamen Menschen zu schenken?
Es ist ein Ausdruck von Liebe, die Bedürftigkeit des anderen zu sehen ohne die eigene Bedürftigkeit zu verschweigen.
Jeder Mensch bedarf der Beachtung, auch der, der im Dunkeln ist. Jesu Leidensweg beginnt im Dunkeln, in der Nacht. Einsame Stunden füllt er mit der Bitte, dass der Kelch vorüber gehen möge.
Seine Freunde schlafen.
Wäre es nicht möglich, dem Ganzen einfach den Rücken zu kehren und in die Dunkelheit zu fliehen?
Die Versuchung, dem Leiden auszuweichen, ist groß. Aushalten ist schwer!
Und dann ist die Chance vorbei:
Sie kommen, um Jesus zu verhaften.
Er lässt sich binden, war vorher schon gebunden:
An die, die ihm vertrauen; an die, die er liebt; an die, für die er bereit ist, alles zu geben.
Liebe bindet.
Liebe weicht nicht aus,
komme, was wolle.
Unsere Einladung:
- Nehmen Sie sich Zeit für die Fragen:
- Welche Bedürfnisse habe ich?
- Wo frage ich nach anderen Menschen und nehme wahr, was sie brauchen?
- Welches Leid kann ich tragen?
- Wo möchte ich andere bitten, mein Leid zu teilen?
- Danken Sie einem Menschen, der sie auf Ihrem Weg begleitet hat.
- Fragen Sie nach, wie es denjenigen geht, die Ihnen nahe sind und bitten Sie Gott um Kraft, auch die schwer erträglichen Antworten auszuhalten.
- Formulieren Sie ein Dankgebet für die tragfähigen Beziehungen in Ihrem Leben.
Jesus betete und sprach:
Mein Vater, ist`s möglich,
so gehe dieser Kelch
an mir vorüber.
Und er kam zu seinen Jüngern
und fand sie schlafend
und sprach:
Konntet ihr denn nicht
eine Stunde mit mir wachen?
Wacht und betet!
(Matthäus-Evangelium, Kap. 26)
Du, Gott
und ich, Mensch
haben irgendwann
ein Abkommen geschlossen,
einen gemeinsamen
Plan gemacht...
Ich möchte
aussteigen, Gott.
Ich habe mich
Überschätzt, Gott.
Ich schaff‘
das alles nicht mehr, Gott.
Angst –
kriecht in meinen Körper.
Nichts –
kann sie aufhalten.
Bei jedem Atemzug
wird sie mehr.
Sie –
füllt den Bauch,
dröhnt im Kopf,
lähmt die Beine.
Sie –
ergreift Besitz von mir,
bis außer ihr
nichts
mehr da ist –
Monika Peter (sie ist Mutter von fünf Söhnen, von denen vier verstarben)
Vergesst nicht, Freunde,
wenn ihr mich besuchen kommt:
ihr betretet ein Haus der Schmerzen.
Geht daher stille durch meine Tür.
Demütig.
Erst wenn euch
mein Schmerz
unter
eure Haut
gegangen ist,
rinnt Hoffnung
durch das Sieb der Glaubwürdigkeit.
Senfkornwinzig, still.
Vielleicht kann ich sie
annehmen?
Hoffnung wider die Hoffnung.
Gerhard Heilmann
Zbigniew Preisner: requiem for my friend – Part 2: Kyrie Eleison
Wir haben Rosen
geplanzt
es wurden Dornen
Der Gärtner tröstet uns
Die Rosen schlafen
Man muss auch
eine
Dornenzeit lieben.
Rose Ausländer